Bedeutende Spielerinnen – Veronika Exler

Veronika Exler – Frau Schach im Gespräch mit der österreichischen Damenstaatsmeisterin 2013

Frau Schach hatte es wieder einmal ganz wichtig! Sie traf sich mit Veronika Exler, kurz vor der Damenstaatsmeisterschaft 2014, in einem schönen Cafehaus zum Gespräch und war begeistert.

veronika-exler

Frau Schach war entzückt, von der jungen und sympathischen Schachspielerin.

Die Damenstaatsmeisterin 2013 hat sich gleich ein paar Tage nach ihrer Rückkehr von der Olympiade in Tromsö (Norwegen) und eine Woche vor Beginn der Damenstaatsmeisterschaft zu einem Interview zur Verfügung gestellt.

Liebe Frau Exler, Sie kommen gerade von der Olympiade zurück, können Sie mir ein wenig darüber berichten?

Die Olympiade ist natürlich für uns Schachspieler ein ganz besonderes Ereignis. Von über 150 Ländern nehmen nur die besten Spieler teil; auch „der Beste“ selbst, nämlich Magnus Carlsen! Die Atmosphäre ist schon sehr beeindruckend. Die Stimmung, die Teilnehmeranzahl, die Sicherheitskontrollen, die Internationalität, die Organisation, …

Katharina Newrkla, Veronika Exler und Magnus Carlsen! Für Frau Schach natürlich ein Traumfoto. Zwei Österreichische Spitzenschachfrauen mit dem Weltmeister!

Katharina Newrkla, Veronika Exler und Magnus Carlsen! Für Frau Schach natürlich ein Traumfoto. Zwei Österreichische Spitzenschachfrauen mit dem Weltmeister!

Wir waren mit unserer Leistung leider nicht ganz zufrieden. Am Anfang ging es noch ganz gut, aber dann sind wir zurückgefallen, leider. Für mich persönlich lief es etwas besser, da ich in den letzten drei Partien zweieinhalb Punkte machen konnte.

(Die Olympiade findet alle zwei Jahre statt, 11 Runden, zwei spielfreie Tage, pro Land nehmen 5 Teilnehmer teil, weitere Berichte finden Sie auf www.chess.at)

Wann und wie sind Sie zum Schach gekommen?

Bei uns zuhause wird generell eine „Spielkultur“ gepflegt. Wir spielen in der Familie auch andere Spiele. Mein Vater hat mir aber mit zirka zehn Schach beigebracht und ich war von Anfang an fasziniert.

Dann habe ich ein Gymnasium gewählt, an welchem Schach als Freifach angeboten wird. Da ich von Natur aus ehrgeizig bin und mir Schach immer sehr viel Spaß gemacht hat, lief es dann eigentlich fast automatisch.

Auch die Freundschaft mit Kathi Newrkla wirkte und wirkt sich positiv auf mein schachliches Können aus. Wir spielen schon so lange miteinander und sind fast immer gleich gut, so können wir uns gegenseitig unterstützen und motivieren.

Wie bleibt man weiterhin motiviert?

Wenn es gut läuft, kommt die Motivation fast von selbst und bei „Durststrecken“ sind es die vielen netten Menschen, die einem beim Schach begegnen und begleiten.

Was macht für Sie die Faszination des Schachspiels aus?

Ich mag es vor allem, weil es wie Rätsellösen ist. Natürlich ist es auch toll so viele interessante Leute kennenzulernen und die vielen Reisen zu den Turnieren genieße ich auch sehr.

Welche Vorbilder hat ein Profi wie Sie?

Natürlich Magnus Carlsen, da er gleich alt ist wie ich und einfach um so viel besser als alle anderen!!!!!!

Er schafft es, Stellungen, die scheinbar eindeutig remis sind, zu gewinnen. Ich komme auch oft in ein Endspiel das „gleich“ aussieht. Mich reizt und motiviert so eine scheinbare Remisstellung immer sehr. Ich will dann unbedingt gewinnen und es gelingt mir oft.

Welches war Ihr bedeutendstes Schacherlebnis der letzten Jahre?

Der Mitropacup heuer im Juni in der Slowakei war wirklich ein toller Erfolg. Österreich war in den letzten Jahren immer auf dem letzten Platz und heuer konnten wir den dritten Platz erreichen. Wir haben uns natürlich sehr gefreut. Auch für den Österreichischen Schachbund war dies ein toller Erfolg.

Beim Mitropacup nehmen zehn Länder Mitteleuropas teil. Deutschland und Italien sind traditionell immer auf den vorderen Plätzen. Weitere Info unter: http://www.chess.at/blog-internationales/mitropacup-historischer-erfolg-fuer-damenteam.html

Welche Rolle spielt Fleiß im Spitzenschach? Und welche Talent?

Ich finde auf jeden Fall, dass man mit Fleiß alles schaffen kann. Umgekehrt, muss man auch mit Talent an sich arbeiten.

Ich beschäftige mich damit, Schach für Frauen attraktiver und zugänglicher anzubieten. Was würden Sie empfehlen um Schach unter Frauen beliebter zu machen?

Schwierig, leider weiß ich es auch nicht. Mir fällt nur auf, dass mit 18 sehr viele Schachspielerinnen aufhören. Diese Zeit ist meist von Veränderungen geprägt (Ende der Gymnasialzeit, Auszug aus dem Elternhaus, Auslandsaufenthalt, Beginn von Studium, Beruf, …).

Auch im Schach kommt es zu Veränderungen der Möglichkeiten: der Mädchenkader ist zu Ende, vielleicht reicht es nicht für den Damenkader, die Teilnahmemöglichkeit an der U18 ist auch vorbei. Vielleicht wäre es an der Zeit da anzusetzen.

Welche Schachliteratur bzw. Lernhilfen würden Sie empfehlen?

Ich empfehle einfach voll und ganz die Stappenmethode!!!!! Ich habe sehr lange ausschließlich mit der erfolgreichen Lehrmethode aus Holland gearbeitet.

Lässt sich Ihrer Meinung nach ein Unterschied im Spiel zwischen Männern und Frauen feststellen?

Im Spitzenschach kann ich keinen Unterschied feststellen. Vielleicht noch so auf der Stufe um 2000 Elo, da habe ich manchmal den Eindruck, dass besonders ältere, sehr gute Schachspielerinnen (2000 Elo) passiver spielen als männliche Spieler mit einer vergleichbaren Spielstärke.

Wie viele Turnierpartien spielen Sie im Jahr?

Ich denke, so ungefähr fünfzig bis sechzig Partien.

Anmerkung von Frau Schach: Neben einem Biologie- und Physikstudium!

Welches ist Ihr nächstes Ziel im Schach? Was möchten Sie noch erreichen?

Das nächste Ziel ist sehr nah, denn das ist die kommende Damenstaatsmeisterschaft (findet heuer vom 24.- 31. August im Kulturhaus in Feistritz/Drau statt) die ich natürlich gewinnen möchte.

Als Favoritin ist das nicht so einfach, denn der Druck ist schon sehr hoch.

Das andere Ziel ist der WIM Titel, zu dem es nur noch ein kleiner Schritt ist. Es fehlen mir noch zwei Normen und 9 Elopunkte.

Beruflich möchte ich natürlich meine Studien abschließen um später Wissenschaftlerin zu werden, am liebsten in der Feldforschung. Momentan hat aber Schach ganz klar den Vorrang gegenüber meinem Studium. Die Uni geht eher so nebenbei und bis jetzt klappt das auch ganz gut.

Hat das viele Reisen noch seinen Reiz oder ist es eher belastend?

Ich reise für mein Leben gerne und möchte noch unbedingt sehr viele Länder kennen lernen und zumindest jeden Kontinent einmal bereisen.

Spielen Sie noch Schach einfach so zum Zeitvertreib?

Ja, aber nur über das Internet mit meiner Freundin aus Südafrika. Ich habe sie bei der U20 WM kennengelernt. Seither besuchen wir uns soweit es auf diese Entfernung möglich ist. Dann spielen wir natürlich auch gerne eine Partie. Obwohl sie nur 1700 Elo hat, ist sie nicht zu unterschätzen, da ihre eigentliche Spielstärke sicher bei 2000 Elo liegt.

Bleibt noch Zeit für ein Hobby?

(Frau Schach kann es kaum glauben, aber……)

Ja, ich spiele leidenschaftlich gerne Theater und bin seit einigen Jahren in einer Laientheatergruppe tätig. Ich tanze und singe sehr gerne, am liebsten Musicals.

Frau Schach dankt sehr für das anregende und sympathische Gespräch und wünscht sehr viel Erfolg für die nächsten Ziele.