Bedeutende Spielerinnen – Annika Fröwis

Interview mit Annika Fröwis

Das Weihnachtsinterview von Frau Schach

Frau Schach führte diesmal das traditionelle Weihnachtsinterview im Café Schopenhauer während des klassischen Frauenschachabends. Sie freute sich ganz besonders auf die junge und sehr talentierte Annkia Fröwis und war nicht wenig erstaunt, dass diese gleich zwei ihrer Schachfreundinnen (Katharina Newrkla und Denise Trippold) zur Unterstützung mitbrachte.

Frau Schach war es mehr als Recht, so viel geballte Schachfrauenpower an einem Tisch zu haben. Sie hofft ja immer, dass ein wenig Schachwissen und Können auf sie abfärben möge. Na ja, wie jeder weiß, die Hoffnung stirbt zuletzt.

1. Wann und wie sind Sie zum Schach gekommen?

Wir hatten zuhause eine klassische Spielesammlung und da war auch ein Schach dabei. Für mich war es selbstverständlich Schach zu spielen, so wie Mühle oder Mensch ärgere dich nicht. Die Regeln haben wir in der Familie auch recht locker genommen, da durfte schon ein wenig experimentiert werden. Dadurch war aber der Zugang recht locker und verspielt.
Mit sechs wollte ich in den Karateclub, die nahmen die Kinder aber erst mit sieben, dann bin ich einfach in den Schachclub Lustenau, denn der war gleich in der Nähe und das ich erst sechs war, war auch kein Problem. (Karate und Schach, gar nicht so unähnlich, denkt sich Frau Schach.)

Ich hatte sehr schnell Erfolgserlebnisse. Ich gewann gleich im ersten Jahr die U8 Staatsmeisterschaft und viele andere Turniere. Diese Erfolge im Kindes- und Jugendalter motivieren ungemein. Ab zwölf war ich dann im Jugendkader und habe sehr viele Turniere gespielt. Ich habe fast jedes Jahr an der Jugend Weltmeisterschaft und an der Jugendeuropameisterschaft teilgenommen. Natürlich war die Entfernung Vorarlberg Wien zum Teil schon anstrengend und hat so manche Turnierteilnahme etwas komplizierter gemacht. Seit ich in Wien studiere (Biologie und Geographie auf Lehramt) ist die Situation bedeutend einfacher.

Sie sind ja auch Mitglied des Nationalteams. Wie muss sich das eine Kaffeehausspielerin wie ich eine bin vorstellen?

Na ja, wir haben zweimal in der Woche 2 ½ Stunden Training in der Gruppe mit unserem Trainer (Harald Schneider-Zinner) und erhalten vom ihm natürlich noch einiges an Übungsmaterial zum Durcharbeiten. Je nach Schwächen und Stärken der jeweiligen Spielerin. Dann kommen die Teilnahmen an Mitropacup, Olympiade und Team-Europameisterschaft.

(Frau Schach braucht gleich ein Törtchen zur Entspannung. Sie denkt, dass das doch ein sehr anspruchsvolles Programm neben einem Studium und Arbeit ist. Sie isst/ist beeindruckt.)

Sie arbeiten auch noch als Schachtrainerin?

Ja Dienstag-Freitag jeden Tag! Ich trainiere zum Beispiel seit Jänner einen Teil des Jugendkaders in Wien zwei Mal wöchentlich für 1,5 Stunden. Es gibt nur wenige Kinder, die wirklich das Angebot von 2x pro Woche nutzen, je nachdem habe ich zwischen 4 und 10 Kinder, die etwa eine Elozahl von 1200-1600 aufweisen. Einen Schwerpunkt lege ich vor allem auf Strategie, also zum Beispiel allgemeines Spielverständnis und Planfindung, aber auch spielpraktisches Training (Ausspielstellungen), da sich dies in einer Gruppe sehr anbietet. Taktikaufgaben lösen die Kinder meist selbständig und auch zu Hause.
Außerdem mache ich noch zwei Kurse in der Vienna International School: Den Volksschulkurs mache ich seit 2014 und seit diesem Herbst habe ich nun auch einen Kurs in der Unterstufe, da einige vom meinen Volksschülern auch das Angebot weiternutzen wollen. Heuer habe ich in der Volksschule 17 Kinder, die zum Großteil erst mit dem Schach beginnen, was manchmal etwas anstrengend sein kann.
Dann habe ich noch einige Privatstunden, beispielsweise mit der 15-jährigen Miriam Mörwald aus Salzburg, die mit ihrer Elozahl von 1650 österreichweit zu den Besten ihrer Altersklasse gehört. Durch die Distanz machen wir dieses Training per skype.
Was für alle diese Trainings in unterschiedlicher Form gilt, ist dass mir die Arbeit mit Kindern großen Spaß macht. Leider ist der Mädchenanteil sehr gering. Wenn ich einen Kurs an einer Schule ausschreibe, melden sich so zirka zehn Burschen, aber nur zwei Mädchen an. Leider! Da hat sich, seit ich als sechsjährige mit Schach begonnen habe, nicht viel geändert, schade.

Was fasziniert sie an Schach besonders?

Einerseits ist es die Tiefe, Komplexität und Vielfältigkeit des Spiels – keine Partie ist gleich. Mit jeder neuen Partie wird ein kleines Kunstwerk geschaffen. Andrerseits mag ich aber auch die wettkämpferische Seite.
Den sozialen Aspekt darf man aber auch nicht vergessen. Ich habe durch das Schach so viele tolle Menschen kennengelernt. Ich unternehme auch privat sehr viel mit Schachspielerinnen. Auch mein Freund ist ein Schachspieler.

Ist Schach für Sie ein Spiel oder doch Sport?

Ich denke, dass es beides ist. Wenn ich an einem Turnier teilnehme, trainiere, selbst unterrichte, mit Schachkolleginnen Partien analysiere, etc., dann ist es Sport, keine Frage.
Aber, die „verspielte“ Seite genieße ich auch. Einfach mal eine Partie locker angehen oder bei einem Blitzturnier mit cooler Rockmusik so richtig Gas geben, das ist dann einfach eine Gaudi. Nebenbei spiele ich aber noch sehr gerne Fußball. Der ideale Ausgleich für mich.

(Frau Schach nickt zustimmend, aber beim Gedanken über ein Fußballfeld zu laufen, kommt sie schon ins Schwitzen.)

Welches Turnier würden Sie besonders empfehlen?

Das Open Oberwart ist für mich das Schachturnier schlechthin. Leider hat es jetzt länger nicht stattgefunden. Ich hoffe, dass es 2018 zu einer „Neuauflage“ kommt. Die Spielbedingungen sind super, das Teilnehmerfeld ist toll und die Organisation stimmt.
Dieses Turnier ist für mich einfach mit sehr vielen schönen Erinnerungen verbunden. Der Beginn vom Sommer.

(Frau Schach nickt wissend, denn sie versteht genau was gemeint ist. Wo Schach und Genuss zusammenkommen, da kennt sie sich aus.)

Welche Ziele haben Sie?

Wenn ich vielen Kindern nachhaltig die Freude am Schach vermitteln könnte, wäre das schon sehr schön. Ansonsten hoffe ich einfach, dass ich selber möglichst lange Freude an diesem schönen Sport, Spiel, Kunstform, … einfach an Schach, habe!

Frau Schach dankt für das wunderbare Gespräch. Sie genießt so etwas ja sehr. Aber anstrengend war es schon für sie, gleich mit drei Spitzenspielerinnen ein Gespräch zu führen. sie ist ja auch nicht mehr die jüngste. Da wird sich mit einigen Törtchen stärken müssen. Typisch Frau Schach!

Wien am 12. Dezember 2017. Das Gespräch führte Karoline Spalt.