Bedeutende Spielerinnen – Andrea Schmidbauer

Interview mit Mag. Andrea Schmidbauer

Frau Schach im Gespräch mit Mag.a Andrea Schmidbauer

Frau Schach ist extra nach Graz gereist, um sich mit der Genderbeauftragten des Österreichischen Schachbundes, Mag.a Andrea Schmidbauer, auf ein Gespräch zu treffen.
Im gemütlichen Kaffeehaus entwickelte sich auch gleich ein interessantes Gespräch, das Frau Schmidbauer leider unterbrechen musste, da bereits ein weiterer Termin im Museum auf sie wartete. (Anmerkung: Frau Schmidbauer ist Direktorin des Arnold-Schwarzenegger-Museums in Thal.)

 

Frau Schach ist ja immer ganz aufgeregt, wenn sie Persönlichkeiten des österreichischen Schachsports interviewen darf , aber die Genderbeauftragte zu treffen war schon noch mal etwas ganz Besonderes.

1. Frau Schmidbauer, wann und wie sind Sie zum Schach gekommen?

Eigentlich habe ich anfangs Schach nur durch Zusehen bei Partien meines Vaters gelernt. Mit zehn bin ich dann dem Schachverein Gamlitz beigetreten. Habe ab dann meine ganze Freizeit dem Schach gewidmet. Mein Vater war und ist Leiter des SV Gamlitz. Ich hatte dann auch recht rasch meine ersten Erfolge. Als Jugendliche war ich mehrmals Staatsmeisterin in unterschiedlichen Klassen. Bis zur Matura habe ich auch an einigen WMs teilgenommen (Asien, Südamerika etc.). Ich war so richtig auf einem „Trip“. Der Zweikampf und das Gewinnen haben mich am meisten gereizt. Das Reisen, damals ohne Eltern und ohne Betreuer, hat mir auch besonders Spaß gemacht. An die WM in Buenos Aires 1993 erinnere ich mich besonders gerne. Das waren für mich als Jugendliche wirkliche Abenteuer.

2. Wie ging es dann als Erwachsene weiter?

So in der Zeit nach Abschluss der Matura kam dann der Wendepunkt. Man muss sich entscheiden, ob man eine Profikarriere im Schach anstrebt oder nicht. So nebenbei hätte es für mich nicht gepasst. Ich habe mich dann für das Studium (Ethnologie und Marketing) entschieden und das Schach vorerst ganz aufgegeben. Die nächsten Jahre waren von Ausbildung, Beruf und Familiengründung geprägt. Für Schach nur als Zeitvertreib hatte ich eigentlich nie so Lust. So nach dem Motto „Ganz oder gar nicht“. Erst durch einen Zufall bin ich wieder zum Schach gekommen. Bei einem Besuch bei meinen Eltern kam durch einen Anruf (Jugendschachreferent Erich Gigerl) der Kontakt mit der „Schachszene“ wieder zustande. Ich war gerade in Karenz und wurde gefragt, ob ich Lust hätte, als Schiedsrichterin zu agieren. Ab dann habe ich öfters als Schiedsrichterin gearbeitet und bin auch bald darauf dem Österreichischen Schachbund http://www.chess.at/schachsport/damenschach.html als Genderbeauftragte beigetreten.

3. Worin sehen Sie Ihre Aufgaben als Genderbeauftragte?

Natürlich generell in der Förderung von Mädchen und Frauen im Schachsport. Der Frauen- und Mädchenanteil ist im Schachsport leider immer noch viel zu niedrig und die Drop-Out-Rate viel zu hoch. Wir bemühen uns, im Rahmen von Projekten Schachsport bei Mädchen und Frauen beliebter zu machen. Besonders stolz bin ich, dass es mir gelungen ist, 2011/12 eine Frauenbundesliga eingeführt zu haben. Natürlich ist auch die Zusammenarbeit mit Frauenbeauftragten auf EU-Ebene besonders wichtig.

4. Warum ist es wichtig, dass es auch eigene Frauenschachwettkämpfe/Turniere gibt?

Es ist erwiesen, dass Frauen weniger „individuell unterwegs“ sind, sie fühlen sich in einer Gruppe wohler. Dies wird durch eine Studie in Deutschland bestätigt. Es spielen weniger Frauen Schach, weil wenige Frauen Schach spielen. Man kann dies auch mit der Gaußschken Glockenkurve erklären. Frauen im Schachsport können nur gefördert werden, wenn man die Frauen als Gruppe fördert.

5. Als begeisterte Kaffeehausspielerin frage ich Sie auch, spielen Sie jetzt auch manchmal nur so zum Spaß?

Früher habe ich den Kick des Turniers bzw. des Zweikampfs gebraucht, heute kann ich auch gut mal eine „Genusspartie“ spielen. Frau Schach nickt zustimmend.
Eigentlich habe ich aber neben meinem Beruf und meiner Familie nicht so viel Zeit, um Schach zu spielen. Meine Tätigkeit als Genderbeauftragte ist doch sehr zeitraubend. Wenn frau etwas bewegen will, stößt sie zuerst mal auf Widerstand. Im Schachbereich, wie auch in anderen Bereichen, gibt es leider mehr Verhinderer als Förderer. Das kostet schon Kraft.
Ich habe auch mit CHESS GRAZ http://www.chessgraz.com/verein/de/ einen Schachförderverein gegründet, der mir sehr wichtig ist und der sehr viel Engagement fordert. Frau Schach ist beeindruckt. Da bleibt nicht mehr viel Zeit für Schachpartien.

6. Was reizt Sie aber besonders beim Schach?

Diese geistige Vertiefung, in der Raum und Zeit keine Rolle mehr spielt. Man driftet ab in eine Art Flow, wie in eine andere Welt.

7. Wie viele Turnierpartien spielen Sie so im Jahr?

Durch meine vielfältigen organisatorischen Tätigkeiten habe ich sehr wenig Zeit für Turnierpartien. Auch will ich mich nicht ans Brett drängen. Aber wenn ich gebraucht werde, springe ich gerne ein und dann macht es mir auch wirklich Freude.

Frau Schach ist sehr beeindruckt vom Engagement für den Frauenschachsport von Frau Mag.a Schmidbauer. Selber spielt sie dann doch lieber im Kaffeehaus ihre Partien, denn ohne ihr Lieblingstörtchen geht bei ihr mal gar nichts. Aber immerhin, sie spielt ja in einer reinen Frauengruppe, denn wenn es um Gender und so geht, muss man Frau Schach auch nichts vormachen 🙂

Das Gespräch führte Karoline Spalt.