Bedeutende Spielerinnen – Alexandra Busuioc

Frau Schach im Gespräch mit Alexandra Busuioc, zweifache U-16 Staatsmeisterin!

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Frau Schach traf sich mit der zweifachen Staatsmeisterin U16 im netten Cafe Goldegg im 4. Bezirk und war von Anfang an entzückt von dem sympathischen, kommunikativen und intelligenten Mädchen.

Zuerst mal herzliche Gratulation zu Gold bei der Staatsmeisterschaft U16!

Vielen Dank! Ich bin sehr froh, dass ich den Titel vom letzten Jahr heuer verteidigen konnte. Es war ein langer und anstrengender Wettkampf. Vor allem die Tage, an denen zwei Runden gespielt wurden haben den Spielerinnen und Spielern das Äußerste abverlangt.

Um im Schach so erfolgreich zu sein, muss man bekanntlich schon recht früh beginnen. Wie waren bei dir die Anfänge im Schach?

Als ich 6 Jahre alt war ist der Schachlehrer an meiner damaligen Schule in die Klasse gekommen und hat gefragt, ob sich jemand für Schach interessiert. Grundsätzlich hat in meiner Heimat Moldawien jedes Kind in der Grundschule mindestens ein Jahr verpflichtend Schachunterricht. An meiner Schule konnten Interessierte zusätzlich bis zu vier Stunden am Tag Schach trainieren. Ich war von Anfang an total begeistert und da mein Vater selbst in seiner Jugend Schach gespielt hat, hat er mich sehr ermutigt und gefördert. Er hat es übrigens von seiner Mutter gelernt. Meine Großmutter war zu ihrer Zeit auch bereits eine gute Schachspielerin. Also ist es in unserer Familie quasi üblich, dass man Schach spielt.
Ich trainiere noch immer im Sommer, wenn ich nach Moldawien fahre, mit meinem früheren Schachlehrer. Ihm habe ich sehr viel zu verdanken. Er meint, dass Kinder durch Schach „reifen“ und es die Selbstdisziplin fördert und dass Schach deshalb wichtiger sein sollte als Schule, worin ich ihm vollkommen zustimme.
Als ich 8 Jahre alt war, ist meine Familie nach Wien gezogen. Anfangs bin ich einmal in der Woche in die Schachschule (die es jetzt leider nicht mehr gibt) gegangen. Später wurde ich dann in den Wiener Landesjugendkader aufgenommen. An den Staatsmeisterschaften durfte ich die ersten drei Jahre, wegen der damaligen Regelungen, leider nicht teilnehmen.

War der Neubeginn hier in Wien, und vor allem der Einstieg in eine neue Schule, schwierig?

Nein, eigentlich nicht. Natürlich konnte ich noch kein Deutsch, aber ich hatte das erste halbe Jahr zusätzlichen Deutschunterricht. Außerdem war ich meinen Schulkollegen, aufgrund des russisch geprägten Schulsystems in Moldawien, im Fachwissen deutlich überlegen. Ich habe die österreichischen Lehrer alle als sehr nett und die Anforderungen als einfach empfunden.
Was macht für dich die Faszination des Schachspiels aus? Was ist Schach für dich?
Für mich trifft die Aussage „Schach zu spielen ist leicht, gut Schach zu spielen ist schwer.“ sehr den Punkt. Es ist einfach wunderschön, was auf diesem Brett mit 64 Feldern alles passieren kann und dass man diesen Sport (und diese Kunst) beherrschen muss um Dinge zu verstehen, die Außenstehende nicht verstehen könnten.Vor kurzem habe ich mir Endspiele mit Turm und Läufer gegen Turm angeschaut. Es ist unglaublich, was allein schon mit fünf Figuren alles möglich ist!

Wie gestaltet sich dein Trainingsalltag? Mit 15 hat man ja für die Schule auch so einiges zu tun.

Ich trainiere einmal in der Woche für zwei Stunden mit einem Trainer. Das mache ich sehr gerne. Da ich einen langen Schulweg habe, mache ich jeden Tag in der U-Bahn die Aufgaben die ich von meinem Trainer bekomme, um die Zeit sinnvoll zu nützen. Die andere Seite ist natürlich das tägliche „Arbeiten“ alleine. Dafür braucht man sehr viel Eigenmotivation und Disziplin. Für mich gibt es einen Unterschied zwischen „trainieren“ (mit einem Trainer) und eigenständig „arbeiten“, was vermutlich an der rumänischen Anwendung dieser zwei Wörter liegt.
Ich finde es auch besonders wichtig, dass man gerade beim Training Fehler machen darf, damit man sie kennt und während der Partie nicht macht. Auch Partieanalyse macht mit einem Trainer mehr Sinn als nur mit dem Computer. Ich kann also nur jedem empfehlen, Schachunterricht zu nehmen. Es bringt einen eindeutig weiter und macht einfach auch Spaß.

Wie würdest du deine Spielweise einschätzen?

Ich liebe dynamische Stellungen in denen viele taktische Motive zu finden sind. Andererseits mag ich auch das positionelle Spiel, wo man den Gegner quasi einengen und ihm Raum wegnehmen kann. Ich würde mich tendenziell eher als aggressive Spielerin bezeichnen, Mut ist meiner Meinung nach generell eine wichtige Komponente beim Schach. Manchmal habe ich bei der Partie sogar das Problem, dass ich mich in eine Angriffs-Idee verbeiße und dann andere Motive nicht beachte. (Frau Schach guckt verwundert und kann sich bei diesem sympathischen Mädchen kaum Aggressionen vorstellen. Aber auch Frau Schach weiß, am Brett ist alles anders als es scheint und ist beeindruckt.)

Was waren deine größten Erfolge und welches sind die nächsten Ziele?

Natürlich waren die Siege der letzten zwei Staatsmeisterschaften eine ganz besondere Freude und eine Bestätigung meiner Leistung. Die U16 Mädchen-WM 2015 in Griechenland, bei der ich den 23. Platz gemacht habe, war auch eine besonders schöne Erfahrung. Da habe ich gemerkt, dass es grundsätzlich klappen kann und ich auf dem richtigen Weg bin. Ich freue mich natürlich immer sehr, dass meine Eltern stolz auf mich sind und dies motiviert mich wiederum, weitezumachen. Meine nächsten Ziele sind das Überschreiten der 2000Elo-Grenze und natürlich bei der WM im Herbst, wo ich wahrscheinlich mitspielen werde, möglichst gut abzuschneiden.

Frau Schach dankt für das sehr schöne und interessante Gespräch.

Das Gespräch führte Frau Karoline Spalt.