Bedeutende Spielerinnen – Maria Horvath

Interview mit Maria Horvath

Frau Schach hat das Gespräch mit Frau Horvath sehr genossen. Da musste sie sich natürlich wieder für´s Foto dazusetzen. Sie genießt es, sich mit Schachprominenz zu zeigen. Typisch!

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Interview mit Maria Horvath am 7. Jänner 2014 im Cafe Prückel
Wann und wie sind Sie zum Schach gekommen?
Mein Onkel hatte mir einmal während eines Besuches die Schachregeln beigebracht. Damals müsste ich ca. 6 J. alt gewesen sein. Da ansonsten in meiner Familie niemand Schach spielte, geriet es jedoch bald wieder in Vergessenheit. Als ich ca. 7 J. alt war, übersiedelten wir in die Nähe des Wald-Müller-Parks. Dort spielten hauptsächlich Pensionisten an einigen Tischen regelmäßig Schach und Karten. Nachdem ich schon ein paar Mal fasziniert zugesehen hatte, fragte mich einer der Herren, ob ich nicht auch einmal eine Partie spielen möchte. Von diesem Tage an fuhr ich im Park nicht mehr so viel mit dem Rad herum, sondern blieb immer gleich bei den Schachtischen stehen. Sie ließen mich immer öfters mitspielen und so wurde ich rasch besser.

Eines Tages spazierte mein Vater mit mir durch den Park und wunderte sich sehr, warum mich denn so viele Pensionisten mit „hallo Maria“ begrüßten. Er fragte sogleich, „wieso kennen dich hier so viele ältere Herren und kennst du diese auch?“ Ich sagte nur „komm doch mit“ und zeigte ihm den „Schachplatz“. Kaum dort angekommen, fragte mich schon jemand, ob ich spielen möchte, mein Vater sah zu, staunte und erzählte später gerne, dass ein Zuschauer zu meinem damaligen Gegner gesagt haben soll: „geh, jetzt verlierst du do gegen des klane Madl“ und dieser soll sofort mit: „na dann probier du es doch einmal“ gekontert haben.

Einem herkömmlichen Schachverein bin ich dann allerdings leider erst viele Jahre später – mit ca. 16 J. – beigetreten (Schachclub Favoriten), wobei ich aufgrund meiner bereits durch das viele Spielen erreichten Spielstärke gleich einige „Klassen“ überspringen durfte.
Außer dem wohl etwas ungewöhnlichen Einstieg in das „Schachleben“, ist mir noch eine andere kleine Geschichte in Erinnerung geblieben: einer der ersten Sommerurlaube mit der Familie in Kroatien – Strand, Sonne, Meer, aber ich hatte fürchterliche Halsschmerzen und durfte nicht ins Wasser. So spazierte ich (ca. 12 J.) mit meinem Schachbrett unter dem Arm den Strand entlang. Es dauerte auch gar nicht lange, bis jemand spielen wollte und nach ein paar Tagen hatte ich so eine richtige „Strandrunde“ zusammen. Auch hier waren meine Spielpartner Männer, die sich am Strand ohnehin nur langweilten und so oft viele Stunden mit mir spielten.

Was macht für Sie die Faszination des Schachspiels aus?
Ich liebe Wettkampfsituationen, Spiele, Anstrengungen und somit auch die Anspannung und den Nervenkitzel. Durch das Schachspiel habe ich viele Leute kennen gelernt und Freundschaften geschlossen. Man spricht bei Turnieren ja oft von einer Schachfamilie. Und das Reisen spielt natürlich ebenfalls eine große Rolle, wobei durch das Schachspiel Kommunikationsschwierigkeiten und kulturelle Unterschiede leichter überbrückbar sind als sonst.

Wie war Ihr Schachjahr 2013?
Es ist ganz gut gelaufen. Ich spiele noch immer für mehrere Vereine und zwar bin ich derzeit Stammspielerin beim ASVÖ Pamhagen, Bgld. (Bundesliga-Ost, Landesliga), beim SK Austria Wien (Gastspielerin, A-Liga), KSV (Betriebsschachklub, C und B-Liga). Seit 1991 spiele ich zudem für die SG Augsburg in Deutschland (2. Frauenbundesliga Süd) und seit 3 Jahren gibt es auch in Österreich eine Damenbundesliga, wo ich ebenfalls für ASVÖ Pamhagen agiere.

In der österr. Damenbundesliga schafften wir überraschend den 1. Platz und durften somit im Oktober am „Europa Team Club Cup“ auf Rhodos teilnehmen – es war ein tolles Ereignis auf internationaler Ebene. Mit der SG Augsburg erreichten wir den 2. Platz und gefreut hat mich auch der 5. Platz bei der österr. Staatsmeisterschaft in Feldkirch, Vlbg.

Welches sind die Höhepunkte in Ihrer Schachkariere oder welche Ziele streben Sie im Schach noch an?
Höhepunkte waren sicherlich: 10-malige Teilnahme an der Schacholympiade
(hervorzuheben wäre 1986, das beste Einzel-Ergebnis am 3. Brett)
Verleihung des Titels einer FIDE-Meisterin 1985
Sieg bei der Damen-Staatsmeisterschaft 1990 in Braunau,
aber auch viele 2. und 3. Plätze bei den Damen-Staatsmeisterschaften.

Anmerkung von frau schach:
Frau Horvath hat seit 1982 bei jeder Damen-Staatsmeisterschaft, die seither folgte,
teilgenommen, also bisher 25x. Wenn das keine Leistung ist!!!!!!

Als nächstes Ziel strebe ich den Titel einer Internationalen Meisterin (WIM) an. Also, es bleibt spannend.

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Welche Partie würden Sie als Ihre beste/interessanteste einstufen?
Horvath, Maria 2030 – Teasley, Dolly O 2190 (1 – 0)
Schacholympiade 1988 Saloniki
Horvath gewinnt sehenswert mit einer hübschen Mattkombination. Bis der taktische Einschlag möglich ist, bereitet sie routiniert alles vor, platziert alle Figuren ideal und verhindert profilaktisch das gesamte schwarze Gegenspiel.

Diagramm: Zeit für den Schlussangriff
42.Dxh6+!! Wow Kg8

Text: Gregor Kleiser

Hier finden Sie die gesamte Partieanalyse als PDF-Datei

Welche Vorbilder im Schach haben Sie?
Die Leistungen der Polgar-Schwestern beeindrucken mich sehr. Da mir das positionelle Spiel besonders gefällt, möchte ich an dieser Stelle Akiba Rubinstein (polnischer Schachspieler, 1982-1961) und Vladimir Kramnik hervorheben.

Wie würden Sie Ihre Stärken und Schwächen definieren?
Meine Stärke ist Ausdauer, ich habe oft lange Partien (ca. 5-6 Stunden). Das Rechnen bzw. die Taktik liegen mir leider weniger.

Warum sind auch heute noch Frauen im Spitzen- und Breitenschach so unterrepräsentiert?
Ich denke, dass liegt zum größten Teil daran, dass Schach sehr zeitaufwändig ist. Eine Turnierpartie dauert in der Regel schon zwischen 4 – 6 Stunden. Möchte man im Schach weiterkommen, sollte man sich zusätzlich sehr intensiv mit der Schachliteratur beschäftigen. Schach lässt sich wohl für viele Frauen, die ohnehin schon oft mit Familie und Beruf doppelt belastet sind, damit schwer vereinen. Die andere Seite ist sicher auch, dass gerade durch den geringen Frauenanteil die Atmosphäre in den Schachvereinen etwas „speziell“ sein kann.

Welche Schachliteratur bzw. Lernhilfen würden sie empfehlen?
Ich empfehle sehr gerne die Literatur von Daniel King. Aus einer Kolumne im Schach64 ist ein Lehrbuch mit einer Art Punktesystem entstanden. Es ist sehr spannend geschrieben, dadurch „bleibt man dabei“. Auch Move to Move von John Nunn, ist sehr empfehlenswert. Am besten nimmt man sich ein Schachbrett, legt das Buch daneben hin und sieht sich immer nur einen Zug nach dem anderen an (die restlichen Züge sollte man daher abdecken) und überlegt selbst, z.B. welchen Zug würde ich jetzt machen. Erst wenn man eine Entscheidung getroffen hat, sieht man sich an, was tatsächlich gespielt wurde und kann so die eigenen Gedanken mit denen der MeisterInnen vergleichen. Ich glaube, dass dadurch der Lerneffekt höher ist, als würde man die Partie einfach nur nachspielen.
Die Stappenmethode ist bekannterweise auch sehr gut, aber das Beste für Neulinge ist nach wie vor: spielen, spielen, spielen, …….

Spielen Sie auch nur so zum Vergnügen Schach?
Eigentlich kaum. Manchmal blitze ich ein wenig im Internet. Leider habe ich kaum Zeit für Clubabende.

Bleibt Zeit für ein (anderes) Hobby?
Ja, ich besuche bereits seit vielen Jahren eine französische Gesprächsrunde, betreibe mehr oder weniger regelmäßig Sport, gehe gerne wandern und liebe Bücher, vor allem Krimis. Am liebsten treffe ich mich aber mit FreundInnen, um irgendetwas gemeinsam zu unternehmen.

Frau Horvath, vielen Dank für das Gespräch.