Bedeutende Spielerinnen – Eva Moser

Internationale Meisterin Eva Moser im Gespräch mit Frau Schach

Mit großer Bestürzung müssen wir bekannt geben, dass Eva Moser, eine der besten Schachspielerinnen Österreichs aller Zeiten, im April 2019 viel zu jung von uns gegangen ist. In ihren Partien lebt Eva weiter.

IM Eva Moser mit Frau Schach

„Weil ich gewinnen will!“

1. Wann und wie sind Sie zum Schach gekommen?
Mit 10 durch Schulschach. Ich wollte eigentlich zum Chor, aber ein Sitznachbar war im Schachkurs und er überredete mich auch zum Schachkurs zu gehen. Ich konnte bereits die Regeln, die hat mir mein Vater gezeigt. Der Schachlehrer in der Schule war sehr engagiert. Er hatte für jeden Schachunterricht ein spezielles Thema vorbereitet. Nach einem halben Jahr hat der Lehrer mir empfohlen, dem Schachclub beizutreten, was ich als etwas Besonderes empfunden habe, da er dies nur sehr selten gemacht hat.
2. Inwieweit war Ihr persönliches Umfeld/Familie bei der Entscheidung zur professionellen Schachkarriere entscheidend?
Eigentlich waren die Eltern der Meinung, dass ich eine klassische Ausbildung wählen sollte. Auf jeden Fall solle man etwas studieren. Ich wusste aber bereits mit fünfzehn, dass ich mit Schach meinen Lebensunterhalt finanzieren möchte. Ich habe dann studiert (BWL), weil man das einfach so macht. Wirklich interessiert hat es mich nicht. Ich habe auch schon neben dem Studium für das Schachmagazin Schach-Aktiv gearbeitet.
3. Würden Sie die Entscheidung Schachprofi zu werden nochmals so treffen?
Die Bezeichnung Schachprofi trifft auf mich nicht zu. Ich bin Redakteurin eines Schachmagazins.
4. Was macht für Sie die Faszination des Schachspiels aus?
Ich gewinne einfach extrem gerne. Natürlich auch diese unbegrenzten Möglichkeiten auf einem eigentlich kleinen Brett.
5. Welche Vorbilder hat ein Profi wie Sie? Was ist Ihr nächstes großes Ziel?
Richard Rapport (Ungar, 17 Jahre, ca.2700 Elo). Er spielt so, wie ich gerne spielen würde. Er hat einen Spielstil, der mir sehr gut gefällt. Er scheint sich auch kaum um Eröffnungstheorie zu kümmern, spielt häufig Nebenvarianten. Er ist sehr kreativ, spielt sehr risikobereit und immer auf Gewinn. Er macht auch den Eindruck, dass er Niederlagen sehr gut wegsteckt. Ich arbeite schon seit längerem an dem Ziel 2500 zu erreichen.
6. Welches war Ihr bedeutendstes bzw. intensivstes Schacherlebnis der letzten Jahre? Beim Turnier in Deizisau (700 Teilnehmer, Doppelrunden, 9 Tage) hatte ich ein „intensives“ Erlebnis im negativen Sinn. Ich war sehr zufrieden, hatte bis dahin ein gutes Turnier gespielt. Auch zu Beginn der letzten Runde hat wirklich alles gut funktioniert. Ich war richtig begeistert. Ich stand die ganze Zeit auf Gewinn, aber der Gegner verteidigte sich hartnäckig und die Partie war sehr lang. Wir hatten beide nur noch eine Minute. Und dann plötzlich, durch eine kleine Unachtsamkeit, musste ich mich mit einem Remis zufrieden geben. Dieses Gefühl dann anschließend ist ein sehr intensives!
7. Welche Partie würden Sie als Ihre beste einstufen?
Die Partie gegen Javakhishvili in Rijeka 2010. Diese Partie war ziemlich perfekt. Mit einem sehr schönen Matt.  Anmerkung: Hier wird die besagte Partie noch erscheinen!! Unbedingt nochmals reinschauen! Wenn Sie mir mailen, sende ich Sie Ihnen auch extra!
8. Welche Rolle spielt Fleiß im Spitzenschach? Und welche Talent?
Ich habe erst mit 15 Jahren bei einem Elostand von etwa 2180 mit einem klassischen Training begonnen. Vorher habe ich kaum trainiert. Ich denke, dass Talent einen höheren Stellenwert hat als allgemein angenommen.
9. Ich beschäftige mich damit, Schach für Frauen attraktiver und zugänglicher anzubieten. Was würden Sie empfehlen um Schach unter Frauen beliebter zu machen?
Ich kann dazu nicht viel sagen, da für mich Schach immer attraktiv war und ist. Ich weiß daher nicht was Frauen im Speziellen wollen. Mich hat es auch nie gestört nur unter Männer zu sein.
10. Welche Schachliteratur bzw. Lernhilfen würden Sie empfehlen?
Eigentlich alle Bücher von Artur Jussupow (manche mit Mark Dvoretzky) zum Beispiel die Tigersprung-Bücher.
11. Warum sind Frauen im Spitzen- und im Breitenschach so unterrepräsentiert?
Ich denke, das hat sehr viel mit dem „Wettkampfgedanken“ zu tun. Aber das ist nur ein Erklärungsversuch. Man müsste sich damit wissenschaftlich befassen.
12. Lässt sich Ihrer Meinung nach ein Unterschied im Spiel zwischen Männern und Frauen feststellen? Was raten Sie jungen Mädchen die sich mit Schach beschäftigen und verbessern wollen?
Ich sehe keinen Unterschied, außer, dass Partien zwischen Frauen häufiger länger dauern, als zwischen Männern. Ich bin ausschließlich an der Elozahl meines Gegners interessiert.
13. Wie viele Turnierpartien spielen Sie im Jahr?
Bin in letzter Zeit etwas spielfaul geworden. Früher habe ich etwa hundert Partien pro Jahr gespielt. Heute noch so etwa sechzig. Ich suche mir die Turniere viel bewusster aus. Ich muss mich wohlfühlen, besonders was die Atmosphäre betrifft.
14. Welche Rolle spielen Schachprogramme am Computer für Sie?
Schachprogramme sind wichtig für Partieanalysen und natürlich auch für die Vorbereitung auf den Gegner. Nach wie vor arbeite ich aber auch immer noch gerne mit dem klassischen Schachbuch.
15. Spielen Sie noch Schach einfach so zum Zeitvertreib?
Kaum.
16. Bleibt Zeit für ein Hobby?
Ich laufe sehr gerne und habe einen Marathon geplant.
Danke für das Gespräch!